von Samuel Schütz
Es ist Montag. Erste Stunde: Mathe. Erste Frage: Wer hat die Hausaufgaben nicht? Überall gedämpfte Stimmung. Man hört nur halb hin und versucht die morgendliche Trägheit abzuwerfen. Vergeblich. Die Gesprächsthemen des Sitznachbarn sind wesentlich interessanter als der fade Unterrichtsstoff. Doch man rappelt sich noch irgendwie auf und hört letztendlich doch mit halbem Ohr zu. Dann die Ansage des Lehrers: „Da ich in der nächsten Woche auf einer Fortbildung sein werde, ist das hier die letzte Stunde vor der Arbeit.“ Jetzt sind die meisten hellwach. Da war ja was: Die nahende Klassenarbeit und nur noch etwa 60 Minuten lang die Möglichkeit das Thema zu raffen! „…setzt man nun x für y ein und dividiert mit zwei, kommt man zum Ergebnis von…“ Das Ergebnis. Die einzige Möglichkeit herauszufinden, ob man alles richtig gemacht hat. Und dann passiert es, eine verzerrte, übersteuernde Stimme gibt sich sichtlich Mühe sich laut und deutlich auszudrücken: „DiE sCHüler DonalD ducK, MICkeY MaUS uNd goOfy biTTe ins SeKREtaRIat! dIE ScHÜler doNALd duCk, MIckEy mAUs UNd GOOfy BItTe iNS SekReTAriaT!“ Unruhe macht sich breit, die Schüler beginnen sich zu beschweren: „Was ist `n das für`n Scheiß?!“ ruft jemand. Ein anderer fügt hinzu: „Oh, Mann!“ Es klingelt. Einige bitten den Lehrer das Ergebnis noch einmal zu nennen und knapp zu erklären, doch der meint darauf nur: „Tut mir Leid, aber ich hab´ Pausenaufsicht. Ich muss euch bitten, den Raum zu verlassen.“ Er schaut ein wenig nervös auf die Uhr und gibt den Schülern mit einem Wink zu verstehen, dass er abschließen möchte. Eine Aufforderung, der man als vorbildlicher Schüler natürlich Folge zu leisten hat. Nachdem die Lehrkraft abgeschlossen hat, verschwindet sie schnell die Treppen hinunter in Richtung Lehrerzimmer.
In der Pause gehen viele umher und fragen ihre Mitschüler, ob nicht wenigstens einer von ihnen das Ergebnis aufgeschnappt hat. Nicht einmal die Einserschüler aus der ersten Reihe haben es hören können. Gemeinsam stellt ihr fest: Ihr habt ein fettes Rind von einem Problem und nur zwei Wochen Zeit, es zu lösen.
Viele von uns haben ähnliche Situationen erlebt. Vielleicht waren die Folgen nicht derartig gravierend, wie hier dargestellt, allerdings stören die Durchsagen der GvZ-Schule dennoch den Unterricht, ob man nun zu den motivierteren Schülern gehört oder nicht: Die Konzentration wäre von Nöten und der perfekt formulierte Antwortsatz geht mit der mündlichen Note flöten. Daher stellen wir uns die Frage: Warum hören wir diese Durchsagen überhaupt? Aber die entscheidende Frage ist: Müssen wir uns das wirklich gefallen lassen?