Ben Salomo am DBG

Am 4. Juni 2024 hatte das Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasium einen besonderen Gast: den Rapper, Songwriter und Gründer von „Rap am Mittwoch“, Ben Salomo. Die Schüler*innen der Jahrgänge zehn bis zwölf nahmen an seinem Vortrag über Antisemitismus in der deutschen Rap-Szene teil. Ermöglicht wurde dieser Besuch aus Berlin durch die Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit.

Ben Salomo, der 1977 als Jonathan Kalmanovich geboren wurde, sprach offen über seine eigene Biografie und Antisemitismus in der Musikbranche, aber auch über die Erfahrungen der Schüler*innen mit Judenhass. Dabei wurde deutlich, dass Antisemitismus heutzutage nicht nur in der alten Form nationalsozialistischer Ideologie auftritt, sondern oft in einer Art Verkleidung mit Bezug auf Israel, Kalmanovichs zweite Heimat. Das war einigen zwar bereits aus dem Unterricht grundsätzlich bekannt, doch die persönlichen Schilderungen des Künstlers hinterließen einen bleibenden Eindruck.

Besonders schockierend waren die Berichte über aggressive und ablehnende Reaktionen mancher Szenegrößen in Deutschland auf die Tatsache, dass Ben Salomo Jude ist. Seine Erfahrungen mit antisemitischer Diskriminierung, die ihn seit seiner Schulzeit begleiten, überraschten und erschütterten sowohl die Schülerinnen und Schüler als auch die anwesenden Lehrkräfte.

Für Jüdinnen und Juden sind Erlebnisse von Verunsicherung, Bedrohung und Gewalt leider oft Teil ihres Alltags. Diese Situation stellt einen dringenden Appell an die Mehrheitsgesellschaft dar, sich aktiv für ein friedliches und freies Miteinander einzusetzen. Auch die Schulgemeinschaft des Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasiums hat diese Aufforderung wahrgenommen. Seit Jahren arbeitet die Schule mit verschiedenen Experten zusammen, um einen konstruktiven Beitrag zur Bekämpfung von Antisemitismus zu leisten. Dass Antisemitismus und seine Bekämpfung wichtige Bestandteile der Schulbildung sind, ist allen Beteiligten klar. Doch wie junge Menschen, die selbst keinen unmittelbaren Bezug dazu haben, am besten aufgeklärt werden können, ist eine immer wiederkehrende Frage.

Besonders herausfordernd wird es, wenn eine neue Welle antisemitischer Hetze durch die sozialen Medien schwappt. Hier fällt die Immunisierung gegen „das Gerücht über Juden“, wie der Philosoph Theodor W. Adorno den Antisemitismus treffend benannte, besonders schwer. Antisemitische Symbole und Stereotype können sich in Kunst, Pop- und Jugendkultur verselbstständigen und sind dann nicht auf den ersten Blick zu erkennen. Was auf dem Pausenhof als schwarzer Humor daherkommt, kann auf den zweiten Blick oft genug Menschenverachtung und Gewalt verbergen.

Umso wichtiger ist es für den Erhalt unserer freiheitlich-demokratischen Grundordnung, dass möglichst viele Demokrat*innen sich im Zweifelsfall vor bedrohte Mitmenschen stellen, statt hinter den antisemitischen Mob. „Wenn jemand die Jugendlichen erreichen kann, dann er“, kommentierte eine anwesende Lehrerin die rhetorische Leistung des Redners und seine Wirkung auf die Anwesenden. Die persönliche und zugewandte Art von Ben Salomo und die Veranstaltung insgesamt wurden im Nachgang von den Teilnehmenden sehr gelobt.

Mit nur 90 Minuten war die Veranstaltung leider kürzer als wünschenswert. Doch so ist der enge Zeitplan des Schulalltags, was von allen Seiten bedauert wurde. Im Anschluss befragte Schüler*innen empfanden die Veranstaltung als große Bereicherung der Auseinandersetzung mit Formen der Diskriminierung, auch weil viele von ihnen zuvor noch keinen jüdischen Menschen persönlich kennengelernt hatten. Das allein stimmt nachdenklich und sagt viel aus.

Auch die lokale Presse hat über die Veranstaltung berichtet. Hier lesen sie die Artikel der NWZ.