Journalismus macht Schule

Am 06. September stand Martin Reckweg den Schüler*innen des 10. und 13. Jahrgangs als Experte im Rahmen der Initiative „Journalismus macht Schule“ mit einem Kurzvortrag und für anschließende Nachfragen aus den Werte-und-Normen-Kursen zur Verfügung. Der Journalist war viele Jahre als Reporter, Moderator und Redakteur unter anderem beim NDR tätig und konnte sowohl aus einem reichen Erfahrungsschatz schöpfen als auch die Entwicklungen der letzten Jahre und Jahrzehnte nachzeichnen. Was beispielsweise die Jugendlichen und jungen Erwachsenen im Publikum in ihrem Alltag kaum bemerken, bezeichnet Reckweg als Revolution: das Verschwinden der gedruckten Tageszeitung. In etwa zehn Jahren werde wohl das letzte Exemplar die Druckerpresse verlassen, prognostiziert Reckweg.

In Zeiten prekärer Medien- und Nachrichtenkompetenz nicht nur junger Menschen haben es Desinformationskampagnen und Fake News immer leichter, sich zu verbreiten. So haben auch die sogenannten sozialen Medien ihre Schattenseiten, indem sie beispielsweise als Plattformen für Falschmeldungen dienen.

Interessierte Nachfragen der Schüler*innen konnten im zweiten Teil das Bild von der Arbeit eines Journalisten ergänzen. Besonders interessierte die Fragenden, wie zukunftssicher der Beruf des Journalisten angesichts der Automatisierung und der Herausforderungen durch immer größer werdende, trainierte Sprachmodelle (LLM, im Volksmund: „K.I.“) sei und ob der von vielen beschriebene Rechtsruck in den europäischen Gesellschaften auch für ihn in seiner Arbeit spürbar sei. Hier konnte Reckweg zumindest für seine Person beruhigen, denn er sei bei Demonstrationen von „Querdenkern“ während der Covid-19-Pandemie nur getreten und bespuckt worden. NDR-Kollegen sei bei Einsätzen unter „Lügenpresse“-Rufen bereits Kameraequipment im Wert von mehreren 10.000 Euro zerstört worden. Die Bedrohungsszenarien seien aber bei weitem nicht so schlimm wie bei Veranstaltungen des ehemaligen US-Präsidenten Trump. Dort würden Journalisten als Feindbild markiert, indem man sie als Produzenten von Fake News bezeichne, und seien damit deutlich heftigeren Bedrohungen ausgesetzt. In Deutschland, so Reckweg, komme es mittlerweile auch vor, dass Journalisten auf Parteitagen der AfD vom Rednerpult aus angeleitet gezielt ausgebuht und vereinzelt auch bedroht würden. Die Befürchtung, dass Journalisten in Deutschland von staatlicher Seite in ihrer Berichterstattung eingeschränkt würden, konnte er jedoch aus eigener Erfahrung beruhigen: Er habe dies in seiner aktiven Zeit nie erlebt.

Die Arbeit zur Verbesserung der Medien- und Nachrichtenkompetenz wird nun im Fach Werte und Normen fortgesetzt. Dabei bietet die Perspektive des Profis auf unsere medial vermittelte Wirklichkeit sehr interessante und nützliche Einblicke.